Nachruf

Hubert Reinisch

Als Hubert Reinisch Junior, genannt Hubsi, am 23.Mai 1963 zur Welt kam, kündigte sich schon an, dass er etwas Besonderes war - und immer für Überraschungen sorgen würde.
Die erste Überraschung war seine Geburt in der kleinen Wohnung der Großeltern, wo seine Mutter und sein Vater zu dieser Zeit lebten. So kam es, dass er bei der Hochzeit seiner Eltern schon dabei sein durfte, wenn auch nur im Schlaf und danach mit Geschrei, wie von kleinen Babys so erwartet werden kann.
Aber bald erlebte man, was für Hubert, den kleinen Hubsi, zum Markenzeichen wurde: Er lachte und ließ kein Abenteuer an sich vorüber ziehen. Besonders, als 1967 sein kleiner Bruder Gunter geboren wurde, zeigte er, was in ihm steckt - und die zwei wurden schnell ein unzertrennliches Gespann.
Nach seiner Hauptschulzeit besuchte Hubert die Hotelfachschule in Bad Gleichenberg, um seinen Lebenstraum zu verwirklichen, den er schon als Kleinkind immer laut verkündet hatte: ,,Ich werde Wirt im Gasthaus Reinisch!"
Neben seiner Leidenschaft als zukünftiger Wirt betätigte er sich aktiv als Fußballer, Handballspieler und Tennisspieler.
1978, Hubsi war gerade 15 geworden, übernahm er eine neue Rolle: der große, vorbildliche, stolze Bruder für seine kleine Schwester Rosemarie. Von seinem ersten Geld als Praktikant kaufte er ein Dirndlkleid für sie, verlässlich und ohne zu zaudern war er da, wenn sie oder sein kleiner Bruder Unterstützung brauchten.
Nach einem kurzen Praktikum stieg er sofort in den elterlichen Betrieb ein, übernahm das Service und sorgte für positive Stimmung, wo immer . er auftrat.

Der Entschluss der Familie, das Cafe in Piber anzumieten, wurde zu einem Meilenstein in seinem Leben: Dort lernte er Angela Zehethofer kennen, seine zukünftige Frau und die Mutter seiner Kinder. Ihr Herz eroberte er mit seiner charmanten, fröhlichen Art im Sturm und 1989 schlossen die beiden den Bund fürs Leben.
1990 wurde ihr Ältester, Matthias Hubert Reinisch geboren, 1993 folgte Katharina und vervollständigte die glückliche Familie.

Ein neues Unternehmen wurde gegründet: 1994 übernahm das junge Paar das Golfrestaurant in Maria Lankowitz, betrieb es mit Elan und neuen Ideen: Kabarettisten und Musiker zählten zu den neuen Freunden und gestalteten Auftritte, die zu Recht bald weit über die Bezirksgrenzen bekannt wurden. Golfen wurde für alle Familienmitglieder zum neuen Hobby.
Die innovative, kreative Idee der Cabaret-Abende nahm das Paar mit, als es das Golflokal aufgab und das Kund K- Cafe übernahm. Die Cabarets, die veranstaltet wurden, sind legendär und Hubsi war mit seinem Humor und seinen unvergesslichen Aussprüchen mitten in der Szene zu Hause.
Nach einem Unfall beim Fußballspielen im Dezember 2000 musste Hubsi schweren Herzens auf seine sportlichen Ambitionen verzichten, zusätzlich beeinträchtigte ab 2011 seine Diabetes immer stärker seine Gesundheit. Karoline Ofner übernahm seine Wundversorgung und sprach Hubsi oft Mut zu.
Wenn man ihn im Gasthaus oder im K&K hinter der Theke traf, wenn er mit seiner Frau und seinen Kindern etwas unternahm, merkte ein Fremder nichts von seinem Handicap. Er lachte, unterhielt die Gäste und überwachte die Kassa, war stets zum Blödeln bereit, bis er vor Schmerzen aufgeben musste.
Seit Oktober 2016 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand ständig, er konnte aus eigener Kraft nicht mehr sein Bett verlassen, verbrachte viel Zeit im Krankenhaus und brauchte ständig Hilfe.
Als er in den letzten Tagen Abschied nahm, wich seine Familie nicht von seiner Seite, hielt Wache und blieb bis zuletzt bei ihm.
Hubsi war ein außergewöhnlicher, wundervoller Mensch. Er war für jeden da, der ihn brauchte, sagte nie nein, wenn man ihn um etwas bat. Er brachte uns zum Lachen, begeisterte uns für seine Hobbys. Wenn er sich etwas vornahm, zog er es durch, unterstützte seine Kinder, seine Frau, seine Familie. Aber auch seine Freunde. Hubsi war ein Mensch, der unser Leben bereicherte - und eine tiefe Lücke hinterlässt.

Lange Nacht des Cabarets.
Immer wieder Cabaret in Köflach, zuerst im Golflokal, später im K&K. Menschen, die kommen, weil Hubsi ein ganz besonderes Talent hat, mit Menschen zu reden, auf Menschen zuzugehen. Weil er ein Freund ist, der da ist, mit dem man reden kann. Sie kommen immer wieder, manche feiern hier ihre ersten Auftritte, probieren aus, was in ihnen steckt. Bühne frei in Köflach! Hubsidus, die Auszeichnung für außergewöhnliche Cabarets - Hubsi selbst macht mit, natürlich außer Konkurrenz. Aber seine Begrüßungsreden haben Potenzial.

Unterwegs nach Italien, im Auto wird zu den Beatles gesungen. Mit Begeisterung, Kathi und Hubsi singen im Duett, Hubsi strahlt, himmelt Kathi an. Da stimmt Angela mit ein. Böse Blicke aber kein Wort. Angela versteht sofort: Singen ist nur den beiden erlaubt. Die sind Textsicher.

Hubsi, benommen, im Krankenbett. Kathi stimmt einen Beatles-Song an: ,,Oh Bladi, oh Blada..." Hubsi summt mit, Angela stimmt ein. Böse Blicke. Angela weiß: Der Wunsch muss respektiert werden. Alles klar. Und verstummt. Ein Kuss, alles verziehen.

53 Jahre und so viele schöne Erinnerungen, Unangenehmes verblasst. Es bleiben nur Highlights. Und die Erinnerung an einen ganz besonderen Menschen, der jetzt auf uns runter schaut, Karten spielt mit seiner Schwiegermutter und mit Deix über Kunst diskutiert.
Und viele alte Freunde haben dich begrüßt, weil sie schon auf dich gewartet haben.


Hubsi - ein Leben, bunt wie ein Kaleidoskop
Alles Schöne ist gegenwärtig. Es bleibt gegenwärtig, Hubsi, du bleibst gegenwärtig. l{ein Abschied. Aber du fehlst.

Erste Erinnerungen an die Kindheit. Hubsi:
Da sitzt er, am Stammtisch, lachend, wie immer. Er,.mitten unter Erwachsenen, keine sechs Jahre alt. Und alle schauen diesem kleinen Kerl fasziniert zu, hören ihm zu, wie er einen Witz nach dem anderen erzählt, endlos, ohne Zaudern oder Stocken, Lachen um ihn. Kopfschütteln. Was der so alles intus hat!

Buben müssen raufen, kämpfen. Hubsi und Gunter lassen keine Gelegenheit aus, sich gegenseitig zu beweisen, wer stärker, geschickter, gewitzter ist. Und da passiert öfters was, meistens dem Kleineren. Schicksal.

In der Siedlung, mitten unter all den anderen Kindern
Ohne Kontrolle, ohne Aufsicht, denn die Eltern und Großeltern sind viel zu beschäftigt, wir Kinder toben, schreien, probierten alles aus - oft mit bösen Folgen, sicher.
Dann - ein Wettbewerb zwischen den starken Brüdern: Wer springt am weitesten von der Straße in die Wiese, aber mit Rollschuhen! Ja, und dann - wieder einmal stürzt der kleine Bruder, überschlägt sich. Bleibt liegen. Schreit vor Schmerz. Panik: Der Arm steht seltsam krumm weg. Das gibt richtig schlimmen Ärger! Da hilft nur eins: Der Arm muss eingerichtet werden - Selbsthilfe. Hubsi packt zu - und es klappt. Der kleine Bruder darf natürlich nichts verraten - bis zum nächsten Tag. Krankenhaus. Die Selbsthilfe blieb bis heute geheim.

Manchmal neigt Hubsi zu Übertreibungen. Zum Beispiel beim Autofahren. Und dann - einmal ein Auto in einer Kurve aufs Dach gelegt - aber aus Fehlern lernt man. Das passiert nur einmal!

Das erste Rendevous: Angela wartet im Operncafe, Hubsi kommt nicht. Zurück zu Hause meint sie zu ihrer Mutter: ,,Das war wohl nichts. Er ist nicht gekommen." Plötzlich läutet es an der Türe, draußen steht Hubsi mit einem riesigen Blumenstrauß: Da hatte es wohl ei kleines Verständigungsproblem gegeben - Hubsi hatte Angela in Unterpremstätten gesucht. Wer hat da nicht zugehört?

Urlaub in Italien mit befreundeten Familien. Die Damen bekommen selbstverständlich frei für einen Damenabend. Und die neun Kinder brauchen natürlich eine Beschäftigung. Und Aufsicht. Lösung: Abschleppseil, wir spielen Autobus! Alle Kinder ans Seil - und mit Musik macht es mehr Spaß: ,,Neun kleine Neger, mit Hosenträger, die singen euch ein Lied...!" Rasch melden die Buschtrommeln, dass Männer aus der Steiermark mit einer Horde Kinder am Seil singend durch die Straßen ziehen. Ende des Damenabends. Aber unvergesslich.

Am Golfplatz. Angela schickt Kathi, Papa zu wecken. Der ist aber nicht wach zu kriegen. Kathi hat gut aufgepasst beim letzten Zeichentrickfilm. Im Vorraum steht der Eimer, den Mama oft verwendet, um zu putzen. Er wird rasch mit Wasser gefüllt - und ist fast zu schwer. Aber wenn man etwas wirklich will.
Papa erhält die erste Dusche des Tages. Und ein Wasserbett.

Zusammensein mit Freunden im K&K- alle sitzen zusammen, blödeln, lachen ohne Ende. Hubsi mitten drinnen. Da muss gesungen werden: ,,Mama, give me the Möhrchen!" Alle stimmen ein. Lachen. Draufgabe! ,,Schieb den Wal zurück ins Meer!" Und alle machen mit, schieben. Wal gerettet!

Ausflug zur Gastromesse - die ganze Familie ist dabei. Angela wird es zu viel, zieht sich mit Kathi ins Zimmer zurück. Die Männer, Hubsi und Matthias, beschließen: Zum Schlafengehen ist es noch viel zu früh. Bar gesucht! Tipp vom Freund: gleich um die Ecke - kein Problem. Ab und rein durch die hell beleuchtete Tür. Ein freundlicher Kellner kommt auf die Herren zu, begrüßt sie freundlich. Seltsam gekleidet: Lederkluft und nackter Hintern. ,,Na, ihr Süßen, was darfs sein?" Man hat ja keine Vorurteile. Das Bier schmeckt auch in einer Schwulenbar.

Angela ist sauer. Und sagt es ihm. Hubsi schaut, grinst. ,,Ach komm, leg dich auf meine Seite im Bett. Da hörst du gar nichts. Kein Wort." Und sie schließen Frieden.

Kathi in der HLW. Es läuft nicht immer alles nach Plan und manchmal lässt Kathi die Schule ausfallen, obwohl ein Schultag ist. Außerdem war ja auch schon Notenschluss - schwänzen nennt man' das wohl. Hubsi freut sich, dass Kathi ihn im Krankenhaus besucht, spielt den ganzen Vormittag mit Kathi Karten. Aber Mama sollte nichts davon wissen. Sie fährt nach Hause, als käme sie gerade aus der Schule- am Nachmittag kommt sie mit Mama wieder. Und Hubsi begrüßt sie, als hätte er sie noch nie gesehen.
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